Coaching
Begleitung in unterschiedlichsten Lebenslagen, Blick auf berufliche Themen
Wer im Internet nach dem Begriff „Coaching“ sucht, findet eine unübersichtliche Anzahl an Angeboten und Ausprägungen bis hin zu selbsternannten Gurus. Selbst die mannigfaltigen Zertifizierungen, die mehr oder weniger anerkannte Verbände oder Institute ausstellen, helfen oft insbesondere Laien nicht bei der Ordnung des Durcheinanders.
Was ist Coaching?
Wahrnehmung, Erwartung und Perspektive
Fest steht: Coaching hat nichts mit esoterischem Hokuspokus zu tun, auch wenn der Begriff nicht geschützt ist und es neben der Mehrzahl an mehr oder weniger gut ausgebildeten Profis durchaus auch halbseidene Scharlatane gibt. Dieser Artikel soll Orientierung bieten und Auskunft darüber geben, wie wir selbst arbeiten.
„Coaching“ bedeutet so viel wie „fördernde Begleitung“. Ähnlich einer Trainerin im Sport hilft ein Coach seinem Klienten, sich zu verbessern. Nur dass „Verbessern“ beim Coaching eher im Kopf stattfindet und damit – im Gegensatz zum Sport – sehr viel individueller zu verstehen ist. Das Wort „Weiterentwicklung“ ist daher hier passender. Es gibt drei Anwendungsbereiche für systemisches Coaching. Zwischen diesen drei Bereichen bestehen verschiedenste Verbindungen und Überschneidungen, sodass diese weitere Anwendungsbereiche ergeben. Die Wirkung entfaltet sich meist automatisch in allen Lebensbereichen, selbst, wenn das gar nicht geplant war:
Lebensbereiche
Privatleben
- Persönliche Entwicklung
- Beziehungsfragen
- Selbstreflektion
Beruf
- Stressbearbeitung
- Work-Life-Balance
- Berufliche Perspektiven
- Karrieregestaltung
Organisation
- Teamwork und Führung
- Berufliche Herausforderungssituationen
- Konfliktbearbeitung
In welcher Form oder für wie lange Coach und Klientin zusammenarbeiten ist sehr unterschiedlich. Einige Coaches arbeiten nur wenige Sitzungen lang oder ganz punktuell mit ihren Klienten (sog. „Coachees“), andere begleiten ihre Coachee über Jahre hinweg. Entscheidend ist, was der Coachee braucht.
Wie geht Coaching?
Wahrnehmung, Erwartung und Perspektive
Coaching ist ein Prozess, bei dem der Coach seinem oder seiner Coachee lösungsorientierte Fragen stellt und andere Interventionen (wie z.B. die Knowhow Vermittlung, Reflexion von Systemen oder Situation, Visionsarbeit, inneres Kind Arbeit, Kommunikationsmodelle, Themenzentrierte Interaktion (TZI), Praktische Übungen…) durchläuft. All diese Aktivitäten haben zum Ziel, dass der Coachee in die Lage versetzt wird, eine zuvor erkannte Herausforderung (wegen derer er oder sie üblicherweise den Coach aufgesucht hat) auf andere Art und Weise zu betrachten, zu bedenken, anzugehen und idealerweise auch zu lösen. Dies hat meist viel mit Perspektivwechseln, eigenen oder fremden Erwartungen und schwer zu greifenden aber meist sehr mächtigen Konzepten wie „Erfolg“ oder „Moral“ oder „Regeln“ zu tun. Natürlich geben Coaches auch mal Tipps oder praktische Hinweise aus ihrer Erfahrung. Vor allem aber helfen sie dem Coachee beim Nachdenken über Dinge und auf eine Weise, über die er oder sie so bisher nicht nachgedacht hat – oder präziser: Coaches helfen, auf eine neue Art hinzuschauen und nachzudenken. Daraus folgt fast von selbst anderes Handeln.
Was bringt Coaching?
Coaching hilft auf’s Pferd.
Neu und anders hinschauen? Darauf muss man sich natürlich einlassen. Und wenn man das nicht kann oder will, dann bleibt man an der Oberfläche. In dem Fall ist es übrigens einfach, auch seriöses Coaching als „teures Gelaber“ zu diffamieren. Aber: Letztlich entscheidet der Coachee, was genau für ihn oder sie den Erfolg des Coachings ausmacht, und ob die Ziele erreicht wurden. Genau das ist ein Kern des (systemischen) Coachings, welches auch einen wesentlichen Unterschied etwa zu klassischem Training (z.B. Verkaufstraining, Telefonkommunikationstraining, usw.) oder auch zur Therapie ausmacht: Beim (systemischen) Coaching liegt alle Macht jederzeit beim Coachee. Das macht es für Außenstehende manchmal schwerer zu greifen, aber für den Klienten oder die Klientin eben auch umso nachhaltiger. Und auf die Außenstehenden kommt es zunächst nicht an: Coaching ist letztlich Hilfe zur Selbsthilfe.
Arbeiten am Kern.
Wer einen Coach aufsucht, hat ein Anliegen – wir sprechen ungern von „Problem“, weil das (ab)wertend klingt und Mangel suggeriert. Und da fängt die Herausforderung eines neuen Blickwinkels schon an: Wertungen schränken das Denken und das Sehen ein – vor allem, wenn man zum Kern vordringen und nachhaltig wirksam sein will. Ein Problem nicht als Problem zu benennen, bedeutet aber keinesfalls dieses schönzureden oder zu übergehen– ganz im Gegenteil: Wir schauen genau hin, aus vielen Perspektiven – und das kann auch ganz schön anstrengend und sogar schmerzhaft sein. Es werden Trigger (frühere Gefühlszustände) in uns ausgelöst und (unliebsame) Muster offengelegt. Entscheidend ist daher, dass der Raum, in dem Coachee und Coach sich begegnen (real und virtuell) ein geschützter Raum ist und der Austausch sowohl vollkommen vertrauensvoll als auch vertraulich stattfindet. Coaching ist eine Denk-Insel, in der auch das Undenkbare gedacht und das Unaussprechliche ausgesprochen werden kann.
“In 20 Jahren wirst du enttäuschter sein von den Dingen, die du nicht getan hast, als von denjenigen, die du erlebt hast. Also, hebe den Anker, laufe aus dem sicheren Hafen aus und fange die Winde ein.” (Mark Twain)