Treiben oder sich treiben lassen

Unser 8. Fundstück für besseres Arbeiten:

„Machen Sie, sonst wird mit Ihnen gemacht!“ Mit diesem ebenso schlichten wie handfesten Ratschlag hat einer meiner früheren Chefs mich – den jungen Martin Liss – einst ins Grübeln gebracht. Vielleicht war es die erste Lektion in Leadership, die ich je lernen durfte. Im heutigen Business-Sprech würde man wahrscheinlich sagen: „Bleiben Sie im Driver Seat“.

Wenn man in einer Führungsposition ist, wollen viele Menschen vieles von einem: Informationen, Freigaben, Inspiration, Rückmeldung, Absicherung, Zeit, Zuneigung, Einordnung, Korrektur, Bestärkung, … es nimmt kein Ende. Besonders fordernd wird es für Chefinnen und Chefs, wenn sich im Unternehmen die Legende etabliert hat, dass er/sie der/die bessere, klügere und kompetentere Fachperson sei. Dann wird es dringend Zeit, an Themen wie Hierarchien, Verantwortlichkeiten und Erwartungen zu arbeiten – aber das ist ein anderes Thema.

Hier ist unser Punkt: Wenn Sie zunächst immer dem hinterher arbeiten, was andere Ihnen auf den Tisch legen, dann werden Sie nie konsequent an dem arbeiten, was Sie selbst gestalten oder erreichen wollen.

Wir sagen nicht: Scheren Sie sich nicht um das, was andere von Ihnen brauchen. Wir sagen: Scheren Sie sich zuerst um das, wofür Sie primär im Unternehmen sind. Was Sie gestalten wollen und müssen, was wiederum Ihre Chef:innen von Ihnen erwarten, was Ihren Bereich weiterbringt, und ja: wofür Sie bezahlt werden.

  • Nehmen Sie sich 15 Minuten Zeit und betrachten Sie einmal, was auf Ihrem Schreibtisch liegt (bzw. auf Ihrer Aufgabenliste steht).
  • Prüfen Sie, wie viele Dinge Sie tun, weil andere Sie damit betraut haben (‚passive to-do‘) und wieviel Zeit und Energie Sie aufwenden, um die Dinge voranzubringen, die Sie sich selbst proaktiv vorgenommen haben, um Ihre eigenen Ziele zu erreichen (‚active to-do‘).

Sorgen Sie dafür, dass Ihr ‚active to-do‘ jederzeit größer ist als Ihr ‚passive to-do‘.

Das braucht Übersicht – also ein regelmäßiges Zurücktreten – und es braucht Mut, weil Sie der Verwunderung entgegentreten müssen, die Ihr zurückgehendes Engagement für anderer Menschen Anliegen hervorrufen wird. Aber wenn es Ihnen gelingt, höflich und konsequent dranzubleiben, werden sich die anderen überraschend schnell an Ihre neuen Prioritäten gewöhnen.

Und Sie agieren plötzlich, statt meist nur zu reagieren: Im Fahrersitz durchs eigene (Arbeits-)Leben.

Herzliche Grüße,
Lara Buschmann und Martin Liss

Lara Buschmann

Lara Buschmann
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