Ich weiß es nicht

Unser 9. Fundstück für besseres Arbeiten:

„Ich habe keine Ahnung!“ hört man von Geschäftsführer:innen oder anderen Führungspersonen vergleichsweise selten. ‚So ein richtiger Boss, der muss doch wissen, was Sache ist und die Dinge fest in der Hand haben‘ – oder?

Wir glauben: Nein, im Gegenteil. Chef:innen die sagen, dass sie etwas nicht wissen, sind schlau.

Chef:in wird man meist, weil man fachlich gut ist. Aber zum Chef:innentum braucht es ganz andere Fähigkeiten, nämlich die vielzitierten wie nebulösen „Führungsqualitäten“. Was das genau sein soll, wie man diese Qualitäten erwirbt oder ob Führen am Ende gar einfach ein Talent ist, das man gar nicht lernen kann… darüber haben schon viele schlaue Leute viele dicke Bücher geschrieben. Darum geht’s uns hier gar nicht. 

Uns geht es um Folgendes: Wenn die Führungsperson über alles am meisten weiß, dann hat das Unternehmen mehrere existenzielle Probleme. Hier sind die drei schlimmsten:

  1. Falls die Führungsperson (egal aus welchem Grund) ausfällt steht das Unternehmen auch fachlich kopflos da und wird handlungsunfähig – oder muss improvisieren.
  2. Mitarbeitende denken nicht für das Unternehmen, sondern wollen es vor allem der Chefin recht machen. Das geht manchmal gut, ist aber meistens der Anfang vom Ende.
  3. Wenn der Boss alles kann und alles weiß, dann haben die Mitarbeitenden keine Chance sich mit dem Unternehmen zu identifizieren. Sie machen niemals ‚ihr Ding‘ sondern immer ‚Chefs Ding‘. Für Motivation, Verantwortungsübernahme und Mitgestaltung ist das Gift.
  4. (okay, vier Gründe) Wer glaubt denn ernsthaft, dass er/sie selbst alles jederzeit tatsächlich besser kann? Wer das wirklich glaubt braucht keine Mitarbeitenden, sondern Hilfe.

Deshalb: Halten Sie es aus, dass Ihre Mitarbeitenden selbst aktiv arbeiten und Verantwortung übernehmen. Auch wenn es manchmal etwas länger dauert oder andere Wege gegangen werden. Wer als Führungsperson genuin daran interessiert ist, seine Mitarbeitenden zu integrieren, zu entwickeln und besser zu machen, der oder die motiviert und bindet das Wertvollste, was es im Unternehmen gibt: die wirklich guten Leute.

Deswegen trauen Sie sich zu sagen: Keine Ahnung. Was würdet ihr machen?“, auch wenn das nur zur Hälfte stimmt. Und dann steuern Sie eher den Prozess, der entsteht, als dass Sie ihren Mitarbeitenden sagen, was sie genau zu tun haben. 

Herzliche Grüße,
Lara Buschmann und Martin Liss

Lara Buschmann

Lara Buschmann
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